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ISiK: für eine gemeinsame digitale Sprache im Klinikalltag

Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe zeigt mit AMC die Umsetzbarkeit der gematik-Spezifikationen mittels webbasierter Interoperabilität

Die Landschaft der IT-Systeme in Krankenhäusern ist heterogen. Eine Vielzahl an Insellösungen erschwert aufgrund proprietärer Formate den Datenaustausch. Dieser Austausch ist jedoch für die Kommunikation und für die Unterstützung von Prozessen notwendig, um Wirtschaftlichkeit, Qualität, Sicherheit und Vernetzung in der Leistungserbringung voranzubringen. Den Zustand mangelnder Interoperabilität sollen Vorgaben der gematik ändern – und gemeinsam mit dem Technologie-Anbieter AMC demonstriert das Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe (GKH) deren Umsetzbarkeit.

Vor dem Hintergrund der Interoperabilitätshürden hat der Gesetzgeber die gematik beauftragt, Standards für Schnittstellen in Krankenhäusern zu definieren. Mit einer Übergangsfrist von 24 Monaten sind Krankenhäuser seit dem 30.6.2021 verpflichtet, nur noch von der gematik zertifizierte Informationstechnische Systeme im Krankenhaus (ISiK) einzusetzen. Ein für alle einheitlicher Standard auf Basis von HL7 FHIR soll so nicht nur der Datenaustausch innerhalb von Krankenhäusern erleichtert, auch Sektorengrenzen sollen damit künftig überwunden werden.

Um die Praxistauglichkeit und die Akzeptanz der Nutzer zu erhöhen, wurden bei der Erarbeitung zu den Festlegungen des Bestätigungsverfahrens die Probleme und Bedürfnisse der Krankenhäuser einbezogen. Ferner wurde aufgezeigt, wie der interoperable Datenaustausch durch Informationssysteme im Krankenhaus (ISiK) Erleichterungen bewirken kann.

Aktuell werden die standardisierten Schnittstellen vom ISiK-Vorhaben in sieben Krankenhäusern im klinischen Arbeitsalltag eingesetzt – um zu demonstrieren, wie ISiK im Alltag Verwendung finden kann. Diese Krankenhäuser sind Teil des „ISiK-Showcase“ – und das GKH ist eines von ihnen.

Die Motivation

„Wir haben uns um eine Teilnahme an diesem Showcase beworben, weil das GKH damit schon vor der Freigabe diese Schnittstellenspezifikationen gegen einen gematik-Testpool mit Anwendungsfällen testen konnte“, erklärt Moritz Vorbrodt. „So sind wir als Best-of-Breed-Haus bei dieser Entwicklung ganz vorn dabei und können schneller von den Vorteilen der Interoperabilität profitieren“, so der Organisations- und Prozessmanager beim GKH weiter. Tatjana Sawatzki, Prokuristin bei AMC, fügt hinzu: „Wir beteiligen uns mit unserem KIS CLINIXX und freiblick, einem weiteren Mitglied von United Web Solutions (UWS), an dem Pilotprojekt des ‚digitalen Babylotsen‘, um technologisch die Nase vorn zu haben – und unseren Kunden frühzeitig die Lauffähigkeit der Schnittstellen gewährleisten zu können“. Der „Babylotse“, ein Projekt des Berliner Senats, unterstützt Eltern über das übliche Maß der Hebammenleistungen hinaus. Im Vorfeld und nach der Entbindung füllen Eltern Fragebogen aus; die Antwortdaten fließen ins KIS CLINIXX ein. „Die gematik fand dieses Projekt spannend – und so fiel die positive Entscheidung“, erklärt Jasna Ehlers, Teamleiterin Projektmanagement bei AMC.

Umsetzung im engen Terminrahmen

Das Projekt war sportlich: Am 8. April kam der Zuschlag, der Kickoff mit der gematik lief am 7. Mai, die finale Präsentation fand Ende Mai statt, so Ehlers. „United Websolutions“ ist die richtige Dienstleister-Plattform für derartige Projekte, die eine hohe Dynamik erfordern.“

Die Vorzüge des Ansatzes liegen auf der Hand: „Es gibt kein Papier mehr im Frage-Antwort-Prozess“, erläutert freiblick-Geschäftsführer Tobias Stracke. „Nach der Voraufnahme im GKH erhält die werdende Mutter einen digitalen Fragebogen – per Link, mit Zugriff auf ein Portal per Zweifaktorauthentifizierung. Die Eltern füllen die freiblick-Fragebogen ortsunabhängig aus, nach Eingabe befinden sich die Daten direkt im KIS.“ Herr Vorbrodt freut sich über die Vorteile für Eltern und Krankenhaus: „Die Lösung ermöglicht einen schlankeren Ablauf und mehr Privatsphäre für die Eltern“.

Hohe Akzeptanz

Der Organisationsleiter berichtet über das Feedback zur Lösung, die jetzt für den Regelbetrieb zur Verfügung steht: „Der digitale Prozess des Ausfüllens, Einspeisens und Verfügbarmachens im KIS wird von allen Beteiligten sehr positiv angenommen. Dieser Ablauf reduziert den Aufwand für die Babylotsen signifikant“.

Austausch von Gesundheitsdaten laut §373 SGB V

„Bisherige Schnittstellen in der Krankenhaus-Systemlandschaft beruhten vorrangig auf HL7 – Versionen eines ‚Standards‘, der im Alltag unterschiedlich gelebt wurde“, erläutert Alexander Rohde, Teamleiter Entwicklung bei AMC. Bei ISiK geht es um FHIR; mit diesem Standard lassen sich präzise Schnittstellendefinitionen festlegen. Wo früher Konfigurationsaufwand nötig war, koppelt man nun Systeme … und es läuft!“ Rohde geht davon aus, dass sich ISiK über die mehreren Stufen mit bestätigten Schnittstellen künftig durchsetzt – als Anforderung der Krankenhausverantwortlichen, auch im Kontext von Ausschreibungen.

Der Entwicklungs-Teamleiter beschreibt das große Ziel von ISiK: „Ein Systemwechsel im Krankenhaus soll künftig bequem und einfach werden – das war bislang ein Traum“. Wenn dies also „Best-of-Breed für alle” bedeutet – wo liegt künftig der Mehrwert der Initiative UWS? Ehlers betont: „In diesem neuen Setting ist es umso vorteilhafter, mit UWS zusammenzuarbeiten – das zeigt insbesondere der UWS Core Server. Dieser Identity Server ermöglicht auf Basis von OAuth Single-sign-on. Dies bringt – anstelle vielfachen Anmeldens – durch das Weiterschleifen der Client-ID reduzierten Nutzeraufwand“. Der Core Server weiß, welche Anwendungen für diesen Identitätsdienst zur Verfügung stehen – etwa der Formularservice von freiblick, mit die Einrichtung und das Testen beim ISiK-Projekt Babylotse durchgeführt wurde. „Man gibt aus CLINIXX eine Fallnummer ein, und der Core Server ruft im Hintergrund per Smart on FHIR alle nötigen Daten ab“, so Ehlers. „Die TI 2.0 greift übrigens genau diese Thematik auf“, kommentiert Rohde. „Die gematik tritt dann als Identity Provider auf – hier geht also die Reise bei der Einbettung von Lösungen in IT-Gesamtlandschaften hin.“

UWS: Rolle als Vorreiter unterstrichen

„Bei UWS gibt es somit bereits die Lösung, an der andere Anbieter noch arbeiten“, betont AMC-Geschäftsführer Jörg Reichardt. „Wir bieten eine Schnittstelle für die ISiK-Stufe 1, die durch den gematik-Prozess TI Test und Simulation bestätigt ist – mit freiblick Forms, aber ebenso für alle weiteren Lösungen innerhalb von UWS.“ „Diese Entwicklung bringt Interoperabilität und Datenaustausch inklusive Cloud deutlich voran“, fügt Rohde hinzu. Weitere ISiK-Stufen zielen auf Medikation, Archiv und ISiP für die Pflege.

Jörg Reichardt zeigt weitere Perspektiven auf: „Das UWS-Partnermanagement befindet im Aufbau. So übernehmen wir künftig die Verantwortung, alle UWS-Partner hinsichtlich der Anwendungen im Zusammenspiel mit CLINICXX à jour zu halten – zum klaren Vorteil für die Kunden“.